February 25, 2007 by alex
Nachdem ich vor einiger Zeit ueber diese Liste Rails-basierter Content Management Systeme gestolpert war, habe ich mir heute zur Vorbereitung eines neuen Projekts diese Liste einmal etwas genauer angesehen.
Meine Anforderungen waren eigentlich ganz einfach (dachte ich):
Die meisten der Anforderungen klingen eher nach einer Blog-Software. Wordpress waere eigentlich wie geschaffen. Neben Blog-Features unterstuetzt es auch statische Seiten und die Administrationsoberflaeche ist einfach grosssartig, durch Plugins lassen sich MP3-Player und anderes einbauen. Leider ist das Ding in PHP geschrieben, und da ich mindestens am Layout ein paar tiefgreifende Aenderungen vornehmen werde muessen, von PHP-Code aber fuerchten muss, Augenkrebs bekommen, faellt Wordpress erstmal weg.
Zunaechst also Typo und Mephisto, zwei Rails-Blogsysteme:
(Uberigens “The best blogging system ever”. Das erinnert mich irgendwie daran. Na dann.) Nach der Installation stehe ich vor einer leeren Admin-Oberflaeche, in der ich irgendwelche Sections anlegen kann. Dabei darf ich jeweils zwischen Blog-like Sections (Posts pro Seite) und Statischen Seiten (ein Post = die ganze Section) waehlen. Oben prangt auch ein Assets-Button, mit dem man Bilder hochladen kann. Tja, und dann kommt irgendwann der Editor zum Erstellen eines Blog-Eintrags. WYSIWYG is nich und wie man die Assets ohne HTML zu Coden in den Post bekommt, erschliesst sich mir leider auch nicht. Ueberhaupt ist das ganze etwas unuebersichtlich. Besagte Sections dienen offensichtlich als Kategorien fuer saemtliche Posts, wobei ein Post in beliebig vielen Sections auftauchen kann. Das macht fuer ein reines Blog Sinn, aber irgendwie fehlt mir hier im Konzept die Trennung zwischen statischem Content und Blog. Nee, Mephisto geht gar nicht.
Die Typo-Website besteht nur aus einem Trac.Na hoffentlich haben die Entwickler die Zeit, die sie an der Website gespart haben, in die Usability des eigentlichen Produkts fliessen lassen. Aber kann jemand, der nicht einmal die Praesentation seiner Software halbwegs schick gestalten kann, denn eine Software schreiben, bei der Worte wie Endnutzer, Usability und Komfort im Vordergrund stehen? Wir werden sehen …
20 Minuten spaeter: Nachdem die standardmaessige Datanbankkonfiguration mit Sqlite zunaechst nur Fehler produziert hat, laeuft Typo jetzt auf Msyql. Leider bestaetigt sich meine Befuerchtung: eine furchtbar haesslche Administrationsoberflaeche begruesst mich nach dem Login mit einer bestimmt 5 Bildschirme langen Seite, in der ich irgendwelche wild zusammengewuerfelten Einstellunge vornehmen soll. Nagut, weiter zum Erstellen eines Artikels. Ein Paar verdammt grosse, leere Textfelder mit Namen wie extended content (was ist das denn?!), Kategorien auch als Textarea. Ganz unten gibt’s auch was zum Datei hochladen. Aber nix, womit ich die Datei dann in die Seite einbinden koennte. Waaah. Raus hier.
Tja, das waren die beiden Rails Blogsysteme. Ziemlich ernuechternd so weit. Mit denen geht schonmal gar nix. Werden die “richtigen” CMSe vorbeiziehen koennen? Lesen Sie weiter…
Radiant nenn sich selbst “no fluff” und “simplified” und “flexible”. Klingt schon einmal etwas bescheidener und sympatischer als das beste Blogsystem ever, koennte aber auch “noch keine Zeit fuer mehr Features gehabt” heissen. Nach dem Login habe ich einen Baum von Seiten vor mir. Es lassen sich neue Seiten einfuegen sowie bestehende bearbeiten. Leider gibt’s auch hier kein WYSIWYG sondern nur plain text bzw. Textile (wiki-like syntax) und Co. (hatten die anderen auch alle). Seiten lassen sich Layouts zuordnen, in denen dann wiederum Snippets die einzelnen Bereiche einer Seite fuellen. Weiterhin gibt es sogenannte Behaviors, mit denen sich einer Seite Programmlogik beibringen laesst.
Mit Hilfe kleiner Tags laesst sich die Logik dann in die Seite integrieren. Ein simples Blog liesse sich zum Beispiel so erzeugen: Man erstellt eine Seite, die die Liste der Eintraege anzeigen soll. Die Eintraege haengt man dann unterhalb dieser Seite als eigene Seiten ein. Ein Tag iteriert durch alle Kind-Seiten und zeigt deren Inhalt an.
Ab dem naechsten Release soll es Extensions geben, mir denen sich dann neue Features hinzfuegen lassen. Der aktuelle Release Candidate hat allerdings nicht funktioniert. Klingt wirklich alles sehr schoen und einfach, gefaellt mir wirklich gut das Konzept. Aber was soll ein Normal-User damit anfangen? Leider gar nix. Also weiter.
Rubricks hat auf seiner Website Demos und Videos des Systems. In dem Video sieht man grosse bunte Icons in allen Bonbonfarben. Und wie jemand mit einem Klick ein komplettes Forum erzeugt. Und alles ist animiert und man kann die Seitenelemente mit der Maus verschieben. Ich habe Angst. Ich will keine eierlegende Wollmilchsau. Ich will was kleines, beherrschbares. Zum Glueck sehe ich nach der Installation nur einen Errror 500. Puh. Schnell wieder loeschen.
Streamlined ist eigentlich kein CMS, wird aber im eingangs beschriebenen Artikel neben ein paar weiteren Tools als Startpunkt fuer die Entwicklung eigener Systeme empfohlen. Im Grunde ist Streamlined die Maybach-Version des Scaffold Generators von Rails. Aber Fotos hochladen kann man damit auch nicht. Und WYSIWYG. Naechster.
Hach wie schoen. Der Besuch der Spread-Website beschert mir sogleich ein warmes Gefuehl ums Herz. Ein tolles Web2.0-Logo mit der obligatorischen Spiegelung nach unten, eine aufgeraeumte Seite, schoene Farben und Screenshots der Admin-Oberflaeche, auf der Seiten mit eingebetteten Fotos zu sehen sind. Leider ist mein Franzoesisch etwas eingerostet, sodass sich mir die kleinen Texte neben den Bildern nur teilweise erschliessen, aber egal. Das Ding will ich sofort ausprobieren, und hier kommt der Haken: das ganze steckt noch oder ist schon vor langer Zeit in der Konzeptionsphase haengengeblieben. Neiiin.
Im Projekt-eigenen Trac finde ich noch einen Artikel Making a better CMS, in dem sich jemand ueber die eklatanten Maengel einiger untersuchter CMSe auslaesst. Danke, ich bin anscheinend nicht allein.
Ich geh mir jetzt mal den Code von Wordpress angucken. Vorher noch ein paar Tomaten gegessen, Gemuese soll ja vorbeugen gegen (Augen)krebs. Seufz.